Aus Bioabfall wird neue Erde
Kompostwerk Wieblingen
Bereits seit 1987 wird der Bioabfall in der Stadt Heidelberg getrennt gesammelt und in Wieblingen kompostiert. Im Rahmen der regionalen Zusammenarbeit in der Abfallwirtschaft zwischen den Städten Heidelberg und Mannheim und dem Rhein-Neckar-Kreis hat die Stadt Heidelberg die Aufgabe der Kompostierung der organischen Abfälle übernommen. Das führte zu der Entscheidung, auf dem Gelände der Abfallentsorgungsanlage Wieblingen eine neue, vollkommen gekapselte Bioabfallkompostanlage zu errichten. Dieses nach modernsten technischen und ökologischen Standard geplante Kompostwerk wurde am 1. Oktober 1996 in Betrieb genommen und 2002 mit einer zusätzlichen Abluftreinigungsanlage nachgerüstet.
Leistungen des Kompostwerks
- Im Kompostwerk können pro Jahr bis zu 35.000 Tonnen Bioabfall verarbeit werden. Dies entspricht maximal 140 Tonnen pro Tag.
- Kompostiert werden die getrennt gesammelten Bioabfälle, Garten-, Park- und Friedhofsabfälle sowie Baum- und Strauchschnitt.
- Nach einer Rottedauer von zehn Wochen entsteht aus den Bioabfällen hochwertiger Qualitätskompost. Dieser eignet sich hervorragend zum Einsatz in der Land- und Forstwirtschaft, im Weinbau, im Landschaftsbau, im Erwerbsgartenbau, in privaten Gärten und in der Rasenpflege.
- Als Mitglied in der Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V. (BGK) ist eine gleichbleibend hohe Qualität des Heidelberger Komposts garantiert.
- Die unterschiedlichen Rottegrade werden ständig durch unabhängige Labore überwacht und analysiert.
- Rund 80 Prozent des fertigen Komposts wird direkt, ohne Nachbehandlung, an die Landwirtschaft vermarktet.
- Der Rest wird in Zusammenarbeit mit einer namhaften Firma zu „Kurpfälzer Erden“ aus der „Floratop“-Markenreihe veredelt.
Bauliche Besonderheiten des Kompostwerkes
- 500 cbm Regenwasserzisterne zur Erfassung des Dachflächenwassers;
- Innenauskleidung der Rottehalle mit korrosionsbeständigem Stahl;
- Zwei zweistufige Abluftreinigungsanlagen mit Biowäsche und geschlossenem Bioflächenfilter mit einer Durchsatzmenge von insgesamt 100.000 cbm/h;
- Ableitung der Abluft über zwei jeweils 45 m hohe Kamine;
- Wärmerückgewinnung mit Nutzung der Prozesswärme zur Beheizung der Betriebsgebäude und -hallen.
- Auf dem Dach der Rottehalle wurde Ende April 2021 die größte Auf-Dach-Solaranlage in Heidelberg in Betrieb genommen. Die Anlage erzeugt 582.000 Kilowattstunden Solarstrom pro Jahr. Die Anlage besteht aus 2.000 Modulen auf einer Fläche von knapp 4.800 Quadratmetern. Der Betrieb der Anlage reduziert die CO2 Emissionen um 273 Tonnen pro Jahr.
Vergärungsanlage – ein Plus für das Klima
Angesichts des Klimawandels und der Begrenztheit fossiler Energieträger kommt den erneuerbaren Energieträgern eine immer größere Bedeutung zu. Eine möglichst effiziente Nutzung der Biomasse kann dazu beitragen, dass weniger fossile Energieträger verbraucht werden.
Aus diesem Grund ist geplant, zukünftig vor den Kompostierungsprozess eine Vergärungsanlage vorzuschalten. Mithilfe einer Vergärungsanlage kann aus dem Bioabfall Biogas hergestellt werden. Eine Verbesserung der Ökobilanz, da das energetische Potenzial des Bioabfalls genutzt wird. CO2-Emissionen werden verringert. Dies stellt einen wesentlichen Beitrag der Abfallwirtschaft hin zur CO2-neutralen Kommune im Sinne des Klimaschutzaktionsplans (www.heidelberg.de/masterplan100) dar.
Mit der konzeptionellen Fortentwicklung der Bioabfall-Kooperation haben die Städte Heidelberg und Mannheim die Firma „Econum Unternehmensberatung GmbH“ beauftragt. Ein Zweckverband hat den Vorteil, dass die bereits vorhandenen Verwaltungs- und Kommunikationsstrukturen genutzt werden können. Zudem werden das Rechtsverhältnis und die genaue Umsetzung des Zweckverbands durch eine Verbandssatzung geregelt.